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Beate Steger mit blauem Rucksack hält die Pilgerurkunde in die Kamera

Compostela

Die Compostela = Pilgerurkunde ist für die Spanierinnen und Spanier sehr wichtig geworden und werden z.B. von manchen Firmen gerne in den Bewerbungsunterlagen gesehen. Vielleicht erklärt das auch das Rennen um die Stempel im Pilgerausweis, damit man dann endlich seine Compostela bekommen kann. Aber die anderen Nationen stehen da ja den Spaniern in nichts nach.

Historisches zur Compostela

Im Mittelalter brachte man von seinem Jakobsweg eine Jakobsmuschel mit zurück, das war der Nachweis für die erbrachte Pilgerreise. Aber diese Muschel konnte man alsbald auch einfach kaufen, auf dem Weg gab es findige Geschäftsleute, insofern war das kein wirklicher Nachweis einer Pilgerschaft. Seit dem 13. Jahrhundert wurden dann Dokumente ausgestellt, die als Vorläufer der heutigen Compostela gelten.

Neben der Kathedrale in Santiago gibt es das im 16. Jahrhundert erbaute Hospital de los Reyes Católicos (siehe Bild), damals eine Herberge für Pilger und solche, die die Compostela erhalten hatten, durften dort drei Tage lang kostenlos bleiben. Seit 1958 ist es ein besonderes Hotel der Parador-Gruppe und die ersten zehn Pilger pro Tag, die sich mit ihren Compostelas zum Hotel begeben, erhalten ein kostenloses Essen.

Die vordere Fassade des Hospitals mit der Einblendung der Jakobsstatue als extra Bild

Wann gibt es die Compostela?

Zur Zeit gibt es die Compostela, wenn man den Nachweis erbringen kann, die letzten 100 km vor Santiago zu Fuß, mit Pferd oder Esel, und neu mit dem (nicht motorisierten) Rollstuhl gepilgert zu sein. Pro Tag werden zwei Stempel gefordert. Pilgert man mit dem Fahrrad, sind es zur Zeit 200 km vor Santiago, die man zurücklegen muss.

Wichtig ist also, nicht 100 oder 200 km irgendwo pilgern, sondern die müssen direkt nach Santiago führen. Das macht den Radius um Santiago natürlich ziemlich eng, was z.B. viele Pilger ab Sarria auf dem Camino Francés oder ab O Porrino auf dem Camino Portugues bedeutet, weil es von dort etwas über 100 km nach Santiago sind. Allerdings wird im Moment wohl überlegt, diesen Radius, sprich die geforderten km, zu verlängern. Aber, nicht genaues weiß man nicht, das wird sich noch herausstellen.

Mit schwer beladenen Fahrrädern stehen wir vor der Kathedrale und freuen uns über unsere Ankunft
Im Mai 2001 gab es die erste Compostela für mich für die Radpilgerreise im Zuge einer einjährigen Fahrrad-Weltreise

Und angeblich bekommt man die Compostela auch nur dann, wenn man aus religiösen Gründen gepilgert ist. Ansonsten gibt es stattdessen eine andere Art der Urkunde, die eine kulturrelle Wallfahrt beglaubigen soll. Aber, bei den Massen, die mittlerweile im neuen Pilgerbüro in Santiago vorstellig werden und ihren Pilgerausweis mit den Stempeln vorzeigen, der für den Erhalt der Compostela unabdingbar ist, wird das eher selten nachgefragt. Bei meiner ersten Fußpilgerreise 2007 wurde ich tatsächlich gefragt, warum ich gepilgert sei, ob aus religösen oder weltlichen Gründen oder beides. Ich habe dann gesagt, beides. Bei den anderen Malen später wurde ich das nicht mehr gefragt, sondern habe die Compostela einfach so erhalten.

Wo ist das Pilgerbüro?

Das neue Pilgerbüro in Santiago ist viel größer als das alte, gut zu erreichen und bietet neben dem Raum, in dem die Pilgerurkunden ausgegeben werden, auch noch schöne sanitäre Anlagen, eine kleine Kapelle, einen Garten und Ruhemöglichkeiten. Es liegt in der Rúa Carretas. Wenn man auf dem Praza de Obradoiro, dem großen Platz an der Kathdrale, steht, mit Blick auf das Westportal der Kathedrale, geht es hinter einem etwas bergab. Da die Straße runter und die nächste Straße rechts, ganz hinten ist dann das Pilgerbüro. Es ist, außer am 25.12. und 1.1. an jedem Tag die Woche geöffnet: 9:00 Uhr- 21:00 Uhr (Sommer), 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr (Winter, ab 1. November).

Weiß gestrichenes, langgezogenes Gebäude in Santiago, in dem jetzt das Pilgerbüro untergebracht ist
Das neue Pilgerbüro in der Rúa Carretas in Santiago ist modern und zweckmäßig ausgestattet.

Urkunden für Finisterre und Muxia

Wer Du noch weiter gehst bis ans Ende der Welt, nach Finisterre, oder auch ins beschauliche Muxia, wo die Heilige Mutter Gottes Jakobus erschienen sein soll, dann kannst Du noch Urkunden für Finisterre und Muxia bekommen. Ich habe darüber in der Rubrik Pilgerausweis geschrieben, dort gibt es auch die Bilder dieser beiden Urkunden zu sehen.

Certificado de Distancia

Wer es genau wissen will und gerne eine Art Leistungsnachweis für die abgeleisteten Kilometer haben möchte, kann im Pilgerbüro von Santiago de Compostela auch noch eine sogenannte Distanzurkunde auf sich ausstellen lassen. Das kostet im Moment € 3,- und ist etwas größer als die normale Compostela. Ich habe mir so was noch nie ausstellen lassen, irgendwie reizt mich das nicht, aber hätte ich, dann hätte es für den Camino Francés, bei dem ich auch ab St.Jean-Pied-de-Port losgelaufen bin, so ausgesehen (natürlich noch mit meinem Namen und Datum):

Bild zeigt ein Beispiel einer Distanzurkunde aus Santiago
Eine Distanzurkunde kann man sich im Pilgerbüro von Santiago d.C. auch noch ausstellen lassen.
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